Das letzte Hinrundenspiel in der Landesliga Nord bestritten die BSG Stahl Brandenburg und der SV Eintracht Alt Ruppin an diesem Sonnabend auf der Kunstrasenanlage an der Massowburg. Am ursprünglichen Termin im Dezember 2024 ließen die Witterungsverhältnisse keinen sportlichen Wettkampf zu. So wurde mit Spannung auf das Duell des Tabellenführers gegen den Ligavierten aus dem Norden Brandenburgs geschaut. Welches Team würde besser für den Rückrundenstart am kommenden Wochenende (1. März) gerüstet sein. Diese Frage haben die Stahlspieler eindeutig für sich entschieden, sie siegten am Ende klar mit 4:1.
Die Gastgeber legten los „wie die Feuerwehr“, überwanden immer wieder die Gästeabwehr mit schnellen, präzisen Ballstafetten. Was fehlte war ein erfolgreicher Torabschluss. Max-Bennet Säger gleich in der Anfangsminute und wenig später Maksymilian Boczek nach schöner Hacken-Vorarbeit durch Sebastian Hoyer vergaben die besten Chancen. In vielen anderen aussichtsreichen Situationen fand der Pass jedoch nicht seinen Adressaten oder ein Eintracht-Verteidiger bekam gerade noch sein Fuß dazwischen. Die Gäste wirkten von dem Wirbel der Platzherren überrascht, fanden nur selten die Wege in die eigene Spitze. Doch in der 12. Minute kamen sie auf der rechten Seite durch, der Schuss von der Strafraumgrenze zischte nur haarscharf am linken Pfosten vorbei.
Mitte des ersten Abschnitts hatten sich die Alt Ruppiner besser auf die Brandenburger eingestellt, die nur noch selten Torgefahr erzeugten. Das lag in erster Linie daran, dass sie in der Intensität nachließen, die Passgeschwindigkeit hatte nicht mehr das Tempo aus der Anfangsphase. Nach einer halben Stunde sorgte erneut Boczek für Torgefahr, sein Versuch wurde aber gerade noch geblockt. In der 44. Minute dann die Riesenmöglichkeit für die Eintracht, als sie einen indirekten Freistoß im Stahl-Sechzehner zugesprochen bekamen. Den Schuss aus nächster Nähe konnte Säger bravourös auf der Torlinie klären. Aber auch die Gastgeber sollten noch einen Abschluss erhalten. Sie erkämpften in der letzten Minute der Nachspielzeit einen Eckball auf der linken Seite. Den schlug das „Geburtstagskind“ Dominik Dawid Boettcher vor das Tor, der Ball ging an Freund und Feind vorbei auf den zweiten Pfosten, wo ihn Yannik Hartmann unbedrängt zur Führung einköpfte. In der Entstehung vielleicht etwas glücklich, aber verdient.
Auch in der zweiten Hälfte zunächst das gleiche Bild. Die Brandenburger liefen früh an, störten so das Aufbauspiel der Gäste, die ideenlos wirkten. Die erste Aufregung nach dem Wiederanpfiff passierte in der 57. Minute. Der schon zuvor verwarnte Maximilian Glomm hinderte den Eintracht-Torwart beim Abstoß, erhielt dafür nochmals eine Verwarnung und ging mit Gelb-Rot vom Platz. Entsetzten auf der Bank und den Rängen. Mehr als eine halbe Stunde in Unterzahl, würde dies gutgehen? Und wie. Das Stahl-Team zog sich zurück, überließen den Alt Ruppinern die Initiative. Schnell zeigte sich, dass sie mit den Räumen nichts anzufangen wussten. Hin und wieder segelte ein Ball in den Sechzehner, der zwar nicht immer elegant geklärt wurde, aber echte Torgefahr ging von den Gästen nicht aus.
Jetzt war die Zeit der schnellen Stahl-Fußballer gekommen. Mit tiefen Bällen aus der eigenen Hälfte sollten sie die Eintracht-Defensive überrennen. Nicht jede Gelegenheit wurde überlegt ausgespielt, doch in der 68. Minute klappte alles. Der kurz zuvor eingewechselte Luca Benedict Köhn drang links in den Strafraum ein, passte vor das Tor wo Hoyer sicher zum 2:0 abschloss. Obwohl noch mehr als 20 Minuten zu absolvieren waren, war dies wie eine Vorentscheidung. Denn Chancen erspielten sich nur die Platzherren. Köhn scheiterte in der 78. Minute am Eintracht-Keeper, fünf Minuten später Boczek mit einer Direktabnahme am rechten Pfosten.
In der Schlussphase sorgte der Schiedsrichter dann nochmals für Spannung. In der 86. Minute pfiff er nach einem geklärten Eckball und zückte die Rote Karte. Die meisten dachten, sie galt einem Alt Ruppiner, der sich auf dem Boden wälzte für sein Schauspiel. Doch der Unparteiische verteilte sie an Säger, der nachgetreten haben soll. Die Alt Ruppiner nahmen das Geschenk an, Nino Purrmann verwandelte den Strafstoß zum 1:2.
Dieser Treffer gab aber nicht der Eintracht den letzten Schub, sondern der Stahl-Elf. Auch mit zwei Mann weniger nutzten sie jede Kontergelegenheit zum Angreifen. In der ersten Minute der Nachspielzeit verschätzte sich ein Gästespieler bei einem langen Ball. Boczek erkannte die Situation, lief auf den gegnerischen Kasten zu und jagte das Leder auf 15 Meter unhaltbar unter die Latte zum 3:1. Drei Minuten später ließ Köhn auf der linken Seite mehrere Alt Ruppiner stehen, zog in den Sechzehner und traf flach ins rechte untere Eck zum viel umjubelten 4:1-Endstand.
Nach Spielschluss lobte Trainer Aaron Müller seine Mannschaft, die sich von den Geschehnissen nicht unterkriegen ließ, sondern tapfer den Weg zum Erfolg suchte. Es war ein jederzeit verdienter Sieg, weil die Spieler sich gegenseitig unterstützten. Spielerisch wie auch läuferisch hat jeder Stahl-Akteur alles gegeben. Das einzig ärgerlicher an diesem Tag waren die Hinausstellungen für Säger und Glomm, die am kommenden Samstag beim Spitzenspiel in Waldsieversdorf fehlen werden.