Selbst die hartgesottensten Fans der BSG Stahl Brandenburg hätten wohl nicht dieses klare Ergebnis ihrer Elf im Spitzenspiel in Neustadt erwartet. Die Schwarz-Roten hatten bislang ihre neun Heimspiele verlustpunktfrei bestritten. Doch an diesem Sonnabend wurde ihnen die Grenzen aufgezeigt, das Team von Stahl-Trainer Aaron Müller setzte sich deutlich mit 4:0 durch.
Dies hätten die wenigstens Besucher nach der Anfangsviertelstunde vermutet. Die Stahl-Elf ließ sich in die Defensive drücken, hatte große Probleme ihr Spiel zu finden. Allerdings konnten sich die Gastgeber in dieser Phase auch keine gefährlichen Möglichkeiten erspielen, sie hatten nur mehr Ballbesitz. Die erste gefährliche Szene in der Hälfte der Neustädter passierte in der 17. Minute. Den Schwarz-Roten unterlief ein schlechter Rückpass, Torhüter Johannes Wilke musste aus seinem Sechzehner heraus. Da der Ball über ihn gesprungen wäre, nahm er seine Hände zu Hilfe. Ein klares Vergehen, dass normalerweise mit Rot geahndet wird. Hier blieb der Pfiff aus. Es sollte aber nicht die letzte merkwürdige Entscheidung des Schiedsrichters an diesem Tag gewesen sein.
Doch nun hatten die Gäste ihren Rhythmus gefunden, kamen durch ihr schnelles Umschaltspiel vermehrt zu Chancen. In der 20. Minute nahm Justin Inter perfekt den Ball mit, stand frei vor Wilke, traf jedoch nur den Pfosten. Der Abpraller landete bei Diego Lima De Mello, der jedoch den leeren Kasten verfehlte. Fünf Minuten später musste Inter das Feld verletzt verlassen, für ihn kam Leon Sitz. Kurz darauf der nächste Aufreger. Schon zum zweiten Mal sprang einem Neustädter Spieler im eigenen Strafraum das Leder an die Hand. Für den Unparteiischen aber kein Handspiel, wie auch in einer Szene in der Schlussphase des Spiels, dass zu dem Zeitpunkt aber schon entschieden war.
Die verdiente Führung fiel in der 30. Minute. Ein abgewehrter Eckball landete bei Luca Benedict Köhn. Der spielte ihn umgehend parallel vor das Tor, wo Erik Sauer den Ball über die Linie drückte. Eine Minute später sah Lima De Mello die gelbe Karte. Er wurde seit dem Anpfiff mit allen Tricks bekämpft, verbal belegt, und setzte sich dann einmal zur Wehr, um prompt verwarnt zu werden. Kurz nach dem Wiederanpfiff gab er aber die passende Antwort. Leon Sitz und Sebastian Hoyer hatten die Seiten getauscht, Hoyer zog über links zur Grundlinie, passte scharf in den Sechzehner, wo Lima De Mello den Fuß hinhielt und humorlos das 2:0 erzielte (47.).
In der Folge öffneten die Platzherren ihre Räume, drängten auf das Anschlusstor, was wiederum den Brandenburgern Chancen bot. Es entwickelte sich ein wildes Spiel, schnell wurde auf beiden Seiten der Ball nach vorn gebracht, gefährlich wurde es jedoch nur vor dem Kasten von Wilke. In der 53. Minute scheiterte Lima De Mello freistehend am Keeper, beim nächsten Angriff rückte wieder einmal der Schiedsrichter in den Fokus. Jonas Günther wurde von hinten die Beine weggezogen, für den Referee kein Grund für den Elfmeterpfiff. Darüber echauffierte sich Günther zurecht, sah die Gelbe Karte (54.) und wurde in der 65. Minute für Nicholas Engel heruntergenommen.
Engel fügte sich gleich gut ins Spiel ein, hatte in der 68. und 69. Minute seine Abschlüsse, scheiterte aber aus spitzem Winkel jeweils an Wilke, wie auch schon Köhn zehn Minuten zuvor. Das 3:0 war dann wieder einmal eine feine Einzelleistung Hoyers. Er setzte zu einem unnachahmlichen Solo an und jagte das Leder in den Winkel (71.). Kurz darauf fand Engel wieder seinen Meister in Johannes Wilke. Dann setzte Tarik Wetzel, der ansonsten komplett abgemeldet war, ein Lebenszeichen für die Gastgeber, seinen Schuss aus 18 Meter parierte Felix Baitz (78.) aber souverän. Viel mehr Bewährungschancen erhielt er nicht. Vor der Pause kamen die Neustädter, nach einem abgewehrten Freistoß zum Abschluss (34.), der am langen Pfosten vorbei strich. Mehr ließ die gute Stahl-Defensive an diesem Tag nicht zu.
Dass sah auf der Gegenseite ganz anders aus. Immer wieder überrannten die Brandenburger die Neustädter Abwehr, sorgten mit ihrem perfekten Umschaltspiel für die Überraschungsmomente. In der 78. Minute schloss Hoyer nach einem Solo ab, Wilke hielt zwar, doch Lima De Mello stocherte den Ball zum 4:0 über die Linie. Beinah wäre dem eingewechselten Max Bennet Säger noch das 5:0 gelungen, was Wilke gerade noch so verhinderte (90.). Kurz vor dem Abpfiff sah Adrian Jaskola noch die Gelbe Karte. Es war seine fünfte und muss daher im nächsten Heimspiel (9. März) gegen Templin aussetzen.
Die Fans feierten ihre Mannschaft, die sich verdient mit 4:0 in Neustadt durchsetzte. Es war eine starke Teamleistung, es gab keine Ausfälle, die Einwechslungen sorgten jeweils für neuen Schwung. Sie ließ sich auch durch die „giftige“ Atmosphäre nie beirren. Mannschaftsleiter Andreas Koch kritisierte zwar die Anfangsphase, sah dann aber einen überzeugenden Auftritt der Stahl-Spieler: „Nach den ersten 15 Minuten hatte ich kein gutes Gefühl, doch als wir unser Umschaltspiel in den Griff bekamen, übernahmen wir auch die Spielkontrolle. Mit dem 4:0 war Neustadt am Ende sogar noch gut bedient.“
Am kommenden Sonnabend (9. März) ist um 15 Uhr der SC Victoria 1904 Templin zu Gast im Stadion am Quenz.