Da standen sich am gestrigen Samstag im Stahl-Stadion am Quenz mit der BSG Stahl Brandenburg und dem BSC Fortuna Glienicke zwei Teams mit einer in Teilen identischen Spielidee gegenüber. Frühes Attackieren, den Aufbau des Gegners stören und nach Ballgewinn schnell Kontern. Da entschied sich Trainer Aaron Müller mit Diego Lima De Mello und José Raimundo Silva Magalhaes erst einmal zwei Stürmer auf die Bank zu setzen und stattdessen mit den flinken Sebastian Hoyer, Timm Renner und Maksymilian Boczek zu beginnen. Dieses Konzept ging auf.
Die 514 Zuschauer sahen keine „spektakuläre“ Partie, wie hinterher Trainer Müller sagte, dafür aber zwei disziplinierte Abwehrreihen, die versuchten den Gegner erst gar nicht in Strafraumnähe kommen zu lassen. Eine erste Chance ergab sich in der 12. Minute, als Renner von Linksaußen auf Hoyer spielte, der setzte Luca Benedict Köhn in Szene, der von der Strafraumkante knapp über das Tor zielte. Er zeichnete sich auch für die zweite Stahlmöglichkeit verantwortlich, als er mit einem Freistoß aus 18 Meter den BSC-Torhüter Enrico Bork zu einer Parade (19.) zwang. Und auch die dritte Gelegenheit ging auf sein Konto. Nach einer halben Stunde drehte er von der linken Seite eine Ecke beinah direkt ins Tor.
Dazwischen erspielten sich aber auch die Gäste ihre Möglichkeiten. Sie hatten in der ersten Hälfte zwar etwas mehr Ballbesitz, doch ihre Chancen entsprangen eher dem Zufall. In der 16. Minute musste Stahl-Torwart Felix Baitz bei einem verdeckten Schuss aus 20 Meter abtauchen und zur Ecke klären. Zehn Minuten später sprang das Leder wild im Stahl-Sechzehner herum, doch bei der Schusschance der Glienicker war Baitz rechtzeitig zur Stelle.
Die erlösende Führung leitete in der 31. Minute Adrian Jaskola ein, der mit einem Pass durch die Schnittstelle der Abwehr Boczek in Position brachte, der überlegt ins lange Eck abschloss. Im Gegenzug beinah der Ausgleich. Bei einem Pressschlag hatte BSC-Torjäger Justin Hippe Glück, dass der Ball zu seinen Gunsten versprang, doch seinen Schuss aufs lange Eck wehrte Baitz mit dem Fuß ab. Dann verlagerte sich das Geschehen wieder auf die andere Seite. Von der rechten Seite wurde der Ball in die Mitte gespielt, Hoyer sprintete in den Strafraum und sein Schuss sprang vom linken Innenpfosten ins Tor zum 2:0. Es war gleichzeitig die letzte nennenswerte Szene des ersten Durchgangs.
Auch in der zweiten Hälfte sahen die Besucher eine bemerkenswerte Stahl-Defensive. Die Spieler kämpften, rannten, probierten spielerische Lösungen, waren sich aber nicht zu schade den Ball auch ganz simpel weit aus der Gefahrenzone zu schlagen. Es war eine Freude der Mannschaft zuzusehen, wie sie den Kontrahenten zusehends aus dem Tritt brachte. Die Glienicker näherten sich zwar immer wieder dem Sechzehner an, doch zu keiner Minute hatte man das Gefühl es könnte gefährlich werden. Erst in der Schlussphase kamen die Fortunen zu einer echten Chance, als Lennart Krause auf der rechten Strafraumseite aus acht Meter nur das Lattenkreuz traf.
Wesentlich mehr Gefahr strahlten die Gastgeber aus. In der 50. und 56. Minute waren es Boczek und Köhn mit Schüssen die Bork sicher parierte. Die beste Gelegenheit den Deckel endgültig drauf zu machen, ergab sich in der 70. Minute. Elias Große schickte Boczek auf der linken Seite, der drang in den Sechzehner, bediente Hoyer, der aus 16 Meter seinen Versuch einen Meter zu hoch ansetzte. Kurz vor dem Ende probierte es noch einmal der unermüdliche Köhn, scheiterte aber aus 20 Meter erneut an Bork. So blieb es beim mehr als verdienten 2:0-Erfolg der Brandenburger, die damit als einziges Team der Nord-Staffel all ihre Punktspiele siegreich gestaltete.
Basis des Erfolgs war sicherlich die Defensivarbeit. Jeder Spieler hat sich für den anderen eingesetzt, das Publikum honorierte die zahlreichen spektakulären Grätschen mit Szenenapplaus. Dies sah Trainer Aaron Müller ebenfalls so: „Die Mannschaft hat wieder solidarisch verteidigt, damit den Gegner verunsichert. In der ersten Hälfte hatten wir zu wenig Dominanz, da wir die Bälle zu schnell verloren haben. Das wurde nach der Pause besser. Dadurch haben wir diesen guten Saisonstart hingelegt, sind als einzige Mannschaft verlustpunktfrei.“
Die Zuschauer honorierten aber nicht nur die gute Teamleistung, sondern auch die Reaktion des Vereins auf Vorwürfe, die unter der Woche medial aufkamen, die BSG Stahl würde beleidigende Fanutensilien dulden. Auf der Gegentribüne werben nun dauerhaft Plakate für Toleranz, Fairness, Respekt, Gegen Gewalt, Tradition und Leidenschaft.