Momentan braucht die BSG Stahl Brandenburg nicht mehr in Richtung Tabellenspitze schauen, viel zu durchwachsen sind die Leistungen im Titelrennen. An diesem Sonnabend kamen die Brandenburger vor heimischer Kulisse gegen den FSV Bernau nicht über ein 2:2 hinaus. Da Buckow/Waldsieversdorf in Alt Ruppin mit 3:0 siegte rutschten sie auf den 2. Platz ab, mit einem Punkt Rückstand, aber auch einer mehr ausgetragenen Partie.
Zur Entschuldigung könnte man anführen, dass die Verletztenliste derzeit immens groß ist. Neben Luca Köhn und Benjamin Nwatu fehlen auch die Defensivkräfte Yannik Hartmann sowie Erik Sauer. Das erklärt aber nicht die grassierenden Abwehrschnitzer in der Anfangsphase. In der 4. Minute gab es Freistoß für die Gäste auf der linken Seite. Obwohl die Gastgeber über eine Menge Zeit verfügten, kam Julian Houdelet frei zum Kopfball, Stahl-Schlussmann Felix Baitz blieb ohne Abwehrchance. Nur zwei Minuten später zeigte sich die Stahl-Defensive erneut unsortiert. Adrian Jaskola konnte seinen Gegenspieler zwar am Schuss hindern, doch dadurch kam der Ball zu Marcel Stutter auf der rechten Strafraumseite, der unbedrängt ins lange Eck zum 2:0 erhöhte. Wenig später die nächste Gelegenheit für die Bernauer, doch der Versuch von der Strafraumgrenze ging knapp über das rechte Toreck.
Das einzig Gute war, dass den Platzherren noch genügend Zeit blieb, um die Pleite zu verhindern. Nach dem frühen Rückstand war die Stahl-Elf stark verunsichert. Ballstafetten über mehrere Stationen bekamen die 253 Besucher nicht zu sehen, viel zu schnell ging der Ball verloren. Die erste Torchance resultierte aus einem schlechten Abspiel des Bernauer Torwarts Hendrik Buechler, die er sich mehrfach erlaubte. Diego Lima De Mello (12.) eroberte sich das Leder, doch unter Bedrängnis ging sein Schuss rechts oben vorbei.
Aus dem Spiel heraus kreierten die Brandenburger so gut wie keine Möglichkeiten vor der Pause. Erst in der 34. Minute setzte sich die Stahl-Offensive gefährlich durch. Timm Renner passte von rechts in den Sechzehner auf Maksymilina Boczek, dessen Schuss wurde geblockt, den Nachschuss nahm Sebastian Hoyer mit vollem Risiko, der einen Meter über die Latte zischte. Vier Minuten darauf hauchte De Mello seinem Team wieder Leben ein. Nach einem Freistoß von rechts, steig er hoch, traf den Ball zwar nicht optimal, aber es reichte, um Buechler zu überwinden. Mit dem 1:2 ging es auch in die Halbzeit.
Zur zweiten Hälfte kamen Nils Müller und Max-Bennet Säger für Jonas Meyer und Justin Inter. In der Anfangsviertelstunde sahen die Fans endlich den Auftritt, den sie vom Anpfiff an erwartet hatten. Mit viel mehr Einsatz und Tempo drängten die Gastgeber die Bernauer in ihre Hälfte. Sie schlugen nur noch die Bälle aus ihrem Strafraum, ein kontrollierter Spielaufbau war nicht zu sehen. In der 49. Minute fiel Elias Große ein Ball kurz vor dem Sechzehner vor die Füße. Er zog sofort ab, den Schuss fälschte De Mello noch ab, aber im letzten Moment klärte Buechler. Nur wenig später wieder große Aufregung im FSV-Strafraum. Boczek kam über die rechte Seite, seine Flanke landete bei Müller, der volley abzog, aber die vielbeinige Gästeabwehr verhinderte den Einschlag.
Nach einer Stunde fing sich die Bernauer Defensive, weil es ihnen von den Brandenburger auch wieder leichter gemacht wurde. Nicht, dass sie in ihren Bemühungen nachließen, aber durch schlechte Zuspiele gab es keine Überraschungsmomente. Man vermisste den einfachen Pass hinter die Abwehrreihe. Stattdessen suchten die Stahl-Fußballer Anspielstationen im gegnerischen Sechzehner, doch die Angreifer wurden gut gedeckt. Viel ging über die linke Angriffsseite mit Große und Hoyer, die sich aber immer wieder festbissen. Es gab einfach kein Durchkommen.
In der 85. Minute kamen José Raimundo Silva Magalhaes und Dominik Dawid Boettcher für Marvin Krause und Boczek in die Partie. Und diese Wechsel sorgten wenigstens für den Teilerfolg. Boettcher brachte in der 89. Minute einen Eckball von links vor das Tor, wo Renner unhaltbar zum 2:2 einköpfte. Kurz darauf wurde er zum „tragischen Helden“. Nach dem er schon früh in der Partie verwarnt wurde, hielt er nun seinen Gegenspieler in Höhe der Mittellinie unnötigerweise fest und durfte vorzeitig den Platz mit der Ampelkarte verlassen. Damit verstärkt er das Personalproblem in der kommenden Woche für das Auswärtsspiel in Neustadt.
Beim Abpfiff herrschte eine seltsame Ruhe im Stadion am Quenz. Trotz der Erleichterung über den späten Ausgleichstreffer wollte keine echte Freude bei den Stahl-Spielern und ihren Anhängern aufkommen. Dafür war die Leistung im ersten Durchgang zu ernüchternd. Stahl-Trainer Aaron Müller fand dementsprechend klare Worte: „Dieser Auftritt und gerade die erste Hälfte, die wohl unsere schlechteste Saisonleistung war, entspricht nicht unseren Ansprüchen. Diese Aussetzer in der Abwehr sind durch nichts zu rechtfertigen.“